Wege raus aus dem Dunkel
Zerstörungswut
Zerstörungswut

Zerstörungswut

Bei dir fühle ich mich sicher und geborgen, wohl und aufgehoben, du magst mich so, wie ich bin, nimmst meine Macken hin, gibst meinen Leben einen Sinn und Selbstvertrauen wächst. Du verwahrst meine Ängste und Geschichten tief in dir drin, teilst deine mit mir und wir verbinden unsere Seelen. Nichts kann zwischen uns kommen, ich habe begonnen dir zu Vertrauen und ein Gefühl von warmer Sicherheit aufzubauen. Doch dieses Gefühl ist nicht allein, nein, es wird begleitet von panischer Angst. Angst, dass du mich verletzt, mich verlässt, mich alleine lässt. Nein, ich korrigiere mich: Ich habe Angst davor, dass meine Erkrankung das Ruder übernimmt, eins meiner Symptome reinkickt und mich zu etwas zwingt was ich so eigentlich nicht will. Eins der zerstörerischen Muster, gegen die ich den Kampf verliere, weil meine Energie in den Abbau anderer Muster involviert ist. Die allgegenwärtige Angst, dass etwas passiert, was ich nicht ändern kann, und du im Augenblick auch nicht, weil es eben die Erkrankung ist, die macht was sie will und meint, das zerstören zu müssen, was zu emotional, zu sicher war, denn damit kommt mein verwundetes Herz nicht klar. Deins hat auch damit zu kämpfen, versucht deswegen Emotionen mit Taubheit zu dämpfen, aber erfolgreich ist es nicht.

Angst, dass eins deiner Symptome zerstört, was ist, uns keine Chance lässt, denn die Energie, gegen den Drang Stand zu halten, fehlt.

Einige Zeit ging alles gut, dann schlug mein Zerstörungsmodus zu, ich geriet komplett in Panik und verlor kurzfristig die Kontrolle, den Kampf. Gleichzeitig reagierte dein System, wollte meinen Ausbruch so auch nicht hinnehmen, jetzt schlugen deine alten Muster zu – bereit, alles aufzubrechen. Mit Erfolg. Zumindest teilweise.

Deswegen stehen wir jetzt hier, du bist nicht mehr bei mir, die Erkrankung hat in unserer Beziehung die Führung übernommen, hat uns auf diesem Wege sehr vieles genommen, nur unsere Verbindung schaffte sie nicht zu zerbrechen. Unsere Seelen sind tief verbunden, zu stark, zu stabil, um die Verbindung nachhaltig verwunden zu können.

Jetzt stehe ich hier allein, ohne dich, fühl mich verlassen und kämpfe gegen das Ertrinken an. Ja, ich weiß, ich kann ohne dich leben, aber ich will es eben nicht. Du kommst genauso ohne mich zurecht, doch dein Herz, dem ist das auch nicht so recht, will ebenso bei mir sein, wie meins bei dir.

Zwei Seelen, die zueinander gehören, aber nicht sein können, weil es Dämonen gibt, die die Verbindung zerstören oder zumindest zerstören wollen. Zwei Personen, die gegen ihre dunklen Monster ankämpfen, versuchen sie zu besiegen, weiterzukommen und zu reflektieren, um irgendwann wieder zueinander zu finden. Wir, zwei Menschen, so unterschiedlich wie gleich, so weit entfernt und dennoch eine Einheit.

Anmerkung:
Text: September 2023. Problematik, mit der eigenen Erkrankung umzugehen und gleichzeitig Angst vor den unberechenbaren Symptomatiken.
Foto: Acryl auf Leinwand, September 2023.

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