Tief in mir drin, weiß ich, es ist verkehrt,
doch hören tu’ ich darauf nicht.
Zu stark der Drang mich abzulenken,
zu einfach, noch mal nachzuschenken.
Ein neues Getränk, die Musik ist laut;
Tanzen und Tanzen und Tanzen –
mein Selbstbewusstsein wird aufgebaut;
ich muss es mal auftanken.
Doch nicht mit Wasser, das wär’ langweilig,
will mich zudem nicht spüren,
nur tanzen, bewegen, ganz energetisch,
Gedanken aus, will sie nicht hören.
Raus und weg aus meinem Leben,
zumindest aus einem der Teile,
Tanzen macht Spaß, bring mich zum Beben,
beruhigt mich für ‘ne kurze Weile.
Denn dann hab’ ich das tiefe Gefühl,
dass leben doch noch möglich ist,
entwickle ein entferntes Gespür
dafür, was ich wohl oft vermiss’.
Denn: Ich liebe es mich zu bewegen,
was andere denken, ist dann egal,
liebe es zur Musik im Rhythmus zu schweben,
noch viel mehr mit Alkohol.
Denn damit geht es gleich viel leichter,
auch wenn ich es auch ohne liebe,
so bild’ ich mir ein, mit sei es seichter,
es ist, als wenn die Zeit stehen bliebe.
Dann sind die Ängste plötzlich leiser,
Menschen, Musik sind nicht so laut,
die Reize werden alle gedämpfter,
kann endlich raus, aus meiner Haut.
So stehe ich da und tanz’ vor mich hin,
lass’ mich ganz mit der Musik treiben,
genieß’ das Gefühl, dass ich nah bei mir bin,
hier will ich heute bleiben.
Doch eigentlich bin ich weit entfernt,
von der Person, die ich sein will,
bin nicht ich selbst – hab’ ich nun gelernt,
und die Welt steht wieder still.
Denn ich trank nicht, um bei mir zu sein,
sondern möglichst ganz weit weg,
ich tanzte, um nicht allein zu sein,
alleine in meinem Bett.
Doch wie es so ist, am nächsten Tag,
geht es mir richtig schlecht.
Bereu’ was ich tat und gar nicht mag,
doch ändern kann ich’s nicht.
Ich wusste, auch wenn ich’s bereue,
das nächste mal geht’s weiter,
denn wenn ich das Alleinsein scheue,
gehe ich feiern – froh und heiter.
Ich hoffte, dass ich irgendwann,
dem Drang nicht mehr nachgeh’,
und dachte, dass ich hoffentlich dann,
mein Leben wieder seh’.
Ein Schlussstrich zog mein Zusammenbruch,
damit war es vorbei,
das Tanzen, Feiern – diese „Sucht“,
doch ich fühlte mich nicht wirklich frei.
Denn nun kann ich so vieles spüren,
was ich am Liebsten vergessen würd’,
jetzt kann ich mich in mir selbst verlieren,
ohne, dass ich den Absprung find.
Doch das ist wohl am Ende besser,
denn kämpf’ ich nunmehr Tag um Tag,
dass ich komme, in ruhigere Gewässer,
in ein Leben, dass ich mag.
Anmerkung:
Text: Februar 2021: Beschreibt eine Zeit, in der ich zu oft zu viel Tanzen war und zu oft zu viel getrunken habe, um mein Leben zu ertragen, um mich zu ertragen, um nichts zu spüren, um mich nicht mit mir beschäftigen zu müssen.
Foto: Skandinavien, Statue im Park, 2021©Kristine.