Sechzehn Tage zusammen im Bus. 24 Stunden zusammen. Ob das gut geht? Die Antwort ist: Ja. Unproblematisch. Solange keiner hungrig ist. Ansonsten kann es schon mal über ein zu langsam ausgezogenes Paar Schuhe zum Streit kommen. Was dann im Nachhinein allerdings extrem witzig ist.
Wir sind insgesamt circa 3.700km gefahren. Waren oft wandern. Haben die Sonne genossen und gechillt. Wir haben Musik gehört und laut mitgesungen (also ich). Ich habe Hörbuch gehört, meine Geschwister gelesen.
Wir haben die Wasserpumpe repariert, sind beim Wassernachfüllen pitsch nass geworden. Haben durch versehentliches lautes Hupen andere Camper aufgeweckt.
Wir haben uns beim Wandern verlaufen. Standen auf einem Berg und haben laut geschrien, um unserer Sis zu signalisieren, dass wir nun doch endlich den richtigen Weg gefunden haben.
Wir haben Kuh-Selfies gemacht und ein unter einem Zelt stehendes Trockenklo im Wald gefunden.
Wir haben festgestellt, dass wir die Dynamik hinter den Dieselpreisen an Tankstellen nicht verstehen, dass der Kaffee dort aber ziemlich ätzend schmeckt.
Wir haben das beste Leitungswasser Norwegens für uns aus einem Brunnen abgezapft und waren erstaunt, wie sauber sämtliche Trockenklos oder öffentliche Toiletten in Skandinavien waren.
Wir waren Blaubeeren sammeln und hatten unfassbares Glück mit dem Wetter. Wir sind selten nass geworden – der Regen hat meist für uns pausiert, wenn wir wandern waren.
Wir sind so steile Straßen hinuntergefahren, dass die Reifen heiß wurden.
Es war zwischendurch so kalt, dass unsere Scheibe über Nacht eingefroren ist und unser Wassertank sich automatisch geleert hat.
Wir waren in kalten Seen baden und in einer heißen Sauna entspannen.
Wir haben den wundervollen Sternenhimmel bewundert und über jeden möglichen Blödsinn gelacht.
Wir haben eine wundervolle Zeit gemeinsam gehabt, viel gesehen, sind noch mehr gefahren und sind begeistert, dass alles so gut funktioniert hat.
Ich hatte nie das Gefühl, dass es mir zu eng mit den beiden wird. Das lag aber auch daran, dass es gerade die beiden waren. Beide kennen mich, wissen um meine Problematiken und halten es aus, wenn ich kurz abdrehe. Sie halten es aus, wenn ich lauthals zur Musik mitsinge oder wie eine Irre am Strand umherlaufe oder versuche, einen Handstand zu machen.
Ich bin unfassbar dankbar für meine beiden Geschwister. Alleine hätte ich einen solchen Urlaub nie gemacht. ♥
Anmerkungen:
Text: Oktober 2022.
Foto: Skandinavien, Oktober 2022 ©Kristine.