Schwupps, ist die erste Woche der unterstützen Beschäftigung vorbei.
Unterstützte Beschäftigung? Was ist das denn?
Überblick
Die unterstützte Beschäftigung ist eine Maßnahme nach dem SGB IX zu Teilhabe am Leben für Menschen mit Behinderung. Sie richtet sich an Personen mit (überwundenen) psychischen Erkrankungen und/oder Behinderung. Bei dieser Maßnahme handelt es sich grundsätzlich um eine Vollzeitmaßnahme, die sich in der Regel über zwei Jahre erstreckt, in Ausnahmefällen über drei. Kostenträger ist in der Regel die Agentur für Arbeit. Ausführende Einrichtung ist in meinem Fall das Jobprofil, in Trägerschaft des BTZ Köln. Diese Maßnahme ist im Prinzip in zwei Phase unterteilt.
Phase 1
Ziel dieser zweijährigen Vollzeitmaßnahme ist der Abschluss eines Arbeitsvertrages für einen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Genehmigung durch den Kostenträger, in meinem Fall die Agentur für Arbeit. Diese zahlt dem/ der Teilnehmenden während der Maßnahme ein Übergangsgeld, welches 80% des Regelentgelts ausmacht.
Was passiert während der Maßnahme?!
Während dieser Maßnahme sucht der Teilnehmende mit Hilfe eines Jobcoaches nach passenden Praktika, die jeweils zwei Wochen bis drei Monate dauern. Die Jobcoach hilft und unterstützt bei der Fertigstellung einer passenden Bewerbungsmappe, stellt bei Bedarf den Kontakt her zwischen Betrieb und Teilnehmenden und begleitet auch – wenn gewünscht – zum Bewerbungsgespräch.
Zwischen den jeweiligen Praktika gibt es eine achtwöchige Akquisezeit, in der die Teilnehmende einen neuen Praktikumsplatz sucht, wobei sie auch hierbei von ihrem Jobcoach begleitet und unterstützt wird. Es wird auch der persönliche Förderbedarf der Teilnehmenden festgestellt und überlegt, was ihr die Arbeit erleichtern könnte. Was sie braucht, um eine Arbeitsstelle zu halten. Während der Praktika wird die Teilnehmende von ihrem Jobcoach begleitet und unterstützt. Der Jobcoach kommt einmal pro Woche im Betrieb vorbei, um zu sehen, welche Arbeiten die Teilnehmende dort ausübt und evtl. Gespräche mit Vorgesetzten zu führen. Ziel ist es immer, den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass die Teilnehmende dort unproblematisch und an ihre Defizite angepasst arbeiten kann.
Projekttag
Einmal pro Woche findet bei der Einrichtung, die die Maßnahme durchführt, ein Projekttag statt. An diesem Tag sind alle Teilnehmenden nicht in ihrem jeweiligen Praktikumsberieb, sondern vor Ort in der Einrichtung. An Projekttagen werden verschiedene Themen behandelt, wie zum Beispiel Grenzen setzen, Nein-Sagen, Nähe und Distanz etc. Insgesamt ist der Teilnehmende also 4 Tage in der Woche in seinem Praktikumsbetrieb und einen Tag vor Ort in der Einrichtung.
Vollzeit? Wie soll das möglich sein?
Grundsätzlich handelt es sich um eine Vollzeitmaßnahme. Da es aber absolut kontraproduktiv wäre, nach langer Erkrankung direkt mit 8 Stunden pro Tag anzufangen, tastet man sich langsam heran. Ich bin zum Beispiel jetzt erst einmal 3 Stunden pro Tag dort und versuche damit zurecht zu kommen. Wenn man nicht in der Lage ist, Vollzeit zu arbeiten, muss das einfach durch einen Attest vom Arzt belegt werden und stellt dann auch keine Schwierigkeit mehr da.
Ziel ist es, einen Arbeitgeber zu finden, der die Teilnehmende in ein festes Arbeitsverhältnis übernimmt. Damit endet dann diese Phase 1 der Maßnahme.
Phase 2
Wenn der Teilnehmende übernommen wurde und eine feste Arbeitsstelle hat, kann die Phase 2 anschließen. Kostenträger und ausführende Einrichtung sind die Integrationsämter. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass eine Schwerbehinderung oder Gleichstellung vorliegt. Für diese Phase gibt es keine zeitliche Begrenzung. Ziel ist es, die Arbeitsstelle zu sichern. Dafür unterstützten die Integrationsämter die Teilnehmenden dergestalt, dass sie bei Schwierigkeiten helfen und sie bei notwendigen Veränderungen unterstützen. Wie genau das abläuft, weiß ich nicht. Ich denke, dass ich – sofern ich nach 2 Jahren eine feste Arbeitsstelle habe – dazu mehr sagen kann. Ich finde es aber irgendwie auch beruhigend, dass auch dort eine Begleitung weiterhin stattfindet.
Fazit
Ich war jetzt erst eine Woche dort. Wie es wird, kann ich somit noch nicht wirklich sagen. Ich habe allerdings ein besseres Gefühl, als bei der letzten beruflichen Reha vor zwei Jahren. Meine Jobcoach scheint sehr motiviert zu sein und legt viel Wert darauf, dass ich etwas zu tun habe und einen guten Platz finde. Mal gucken, wie es sich weiter entwickelt.
Tja, das war jetzt ein doch eher sehr steifer Bericht über die Unterstütze Beschäftigung. Aber vielleicht auch hilfreich, da ich vermute, dass die meisten davon noch nie etwas gehört haben, geschweigedenn wissen, was es ist. Wie es mir damit geht? Das werde ich in einem weiteren Bericht mitteilen.
Anmerkungen:
Text: Februar 2022.
Bild: Streetart Köln, 2022©Kristine.