Wege raus aus dem Dunkel
Herzlich willkommen, Nebenwirkungen
Herzlich willkommen, Nebenwirkungen

Herzlich willkommen, Nebenwirkungen

Schwindel.
Alles dreht sich.
Mein Kopf fährt Achterbahn.
Jetzt fängt es wieder an.
Mein Körper ist taub.
Die Hände kribbeln dann und wann.
Nebenwirkungen, herzlich willkommen.
Dank der neuen Antidepressiva,
sind sie auch jetzt wieder da.
Mir ist übel oder schwindelig,
meine Stimmung verschlechtert sich.
Der Drang nach Selbstverletzung, kaum auszuhalten.
Ich muss mich sehr zusammenreißen.
Liege im Bett und fühl’ mich erschlagen,
weiß nicht genau, wie soll ich’s ertragen?
Jedes Mal der gleiche Mist:
Aushalten, warten, bis man sicher ist,
ob sie denn auch wirklich wirken.
Denn wie bei all den anderen Tabletten,
kann ich die ersten Wochen nur drauf wetten
und stur die Nebenwirkungen aussitzen.
Hoffen, dass sie schnell abklingen
und nicht, wie letztes Mal, 14 Tage an mir hängen.
Kurz denke ich wieder daran,
doch das hält nur ein paar Sekunden an,
bis ich überlege, wie ich am besten verschwinde.
Einen Weg endlich heraus aus der Situation finde.
Frag’ mich, wieso ich überhaupt welche nehme,
wenn ich doch ohnehin gar kein Licht gerade sehe.
Dafür aber bleiernde Schwere herumtrage,
mich mit Schwindel und Benommenheit rumplage.
Komplett fahrig bin in der Motorik,
naja, dafür fühle ich weniger Panik.
Denn ich bin einfach nur benommen,
müde, kaputt und mitgenommen.
Ich lieg’ viel im Bett, komme kaum hoch,
zwinge mich doch mal, gehe mal los.
Einfach nach draußen, ‘ne Runde gehen,
mal was anderes als nur die weiße Wand ansehen.
Ich hasse es – dieses Gefühl,
dass ich mich jetzt viel schlechter fühl’,
als ich es ohne Tabletten bereits tat.
Wie soll man da durchhalten – hat wer ‘nen Rat?
Denn die Hoffnung ist mittlerweile rar geworden,
über die Zukunft mach’ ich mir stetig Sorgen,
denn ich kann ja nicht ewig weiter probieren.
Hoffnung haben, wieder verlieren.
Das zehrt an den Nerven, hält mich wach.
Lässt mich zweifeln jeden Tag.
Wohin soll das alles führen?
Will mich doch eigentlich nur selbst wieder spüren.
Das kann doch nicht so schwierig sein,
wieso schließt es diesen Kampf mit ein?
Wieso kann es nicht ohne Tabletten gehen,
wieso kann ich ohne sie kein Licht am Ende sehen?
Und ob es mit ihnen besser wird, wer weiß,
die letzten Male nicht – was für ein Scheiß!
Frust sammelt sich an, lässt mich verzweifeln,
will alle Tabletten einfach weg schmeißen.
Nichts mehr nehmen – schlechter kann’s doch auch nicht sein?
Das rede ich mir dann gerne ein.
Doch bin ich wirklich ehrlich,
so stimmt das absolut nicht.
Denn natürlich gab es einen Grund:
Ohne Tabletten lief es auch nicht rund.
Wahrscheinlich sogar deutlich schlechter,
doch nun geht es mit nicht wirklich besser.
Langsam verliere ich den Mut,
weiß nicht mehr, was mir gut tut.
Oder was ich machen soll,
was ist denn bloß noch wirkungsvoll?!
Wie lange muss ich noch abwarten?
Mit dem Schmerz und dem Rest hier ausharren?
Die Antwort darauf weiß ich nicht,
drum wappne ich mich innerlich,
auf Nebenwirkungen die nächsten Tage
und hoffe, dass ich alles gut ertrage.

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