Wege raus aus dem Dunkel
NEBELWEGE
Warum “Nebelwege”?

Warum “Nebelwege”?

Wer schon einmal eine Depression hatte, der kennt das: Es fühlt sich an, als sei man von einer Glocke aus Nebel umgeben. Nicht nur, dass die Welt um mich herum farblos und grau wirkt, auch Geräusche und Stimmen dringen nicht mehr so gut zu mir vor. Jedenfalls phasenweise.

Es gibt auch die andere Phase, in der jedes Geräusch sich viel lauter anhört und ich mich vor Reizen kaum noch schützen kann und komplett überfordert bin. Auch in meinem Kopf ist dann Nebel. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die sind so schnell, dass ich sie nicht erfassen kann, wie ein Wirbelsturm im Nebel. Alternativ ist dort einfach Matsch – eine zähe Masse, aus der sich auch kaum Gedanken bilden lassen.

Doch wenn sich der Nebel ein wenig lichtet, kommen die Gedankenspiralen. Sie ziehen mich nach unten in die Tiefe. Als wäre ich in einem Strudel mitten auf dem Meer gefangen. Ohne Land in Sicht. Ob dort draußen im Meer oder im Nebel: Eines ist immer gleich: Ich weiß nicht, wie ich dort heraus finden soll. Wie kann ich mich aus dem Strudel befreien? Welchen Weg schlage ich ein, wenn ich im Nebel doch ohnehin nichts sehe? Und wie oft muss ich gegen Hindernisse rennen, die im Nebel nicht erkennbar waren? Wie oft den “falschen” Weg einschlagen? Wie oft stolpern und wieder aufstehen? Wie oft feststellen, dass ich offenbar im Kreis gelaufen bin? Wie oft mich verlaufen und verzweifelt und kraftlos niedersinken, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll? Wie oft auf ein Licht hoffen, dass nicht kommt oder sich als Nebelkerze entpuppt? Ich weiß, ich bin nicht allein mit diesen Gedanken. Nicht allein mit der Erkrankung. Aber frustriert. Verzweifelt. Kraftlos. Und gleichzeitig habe ich das Bedürfnis zu helfen. Denn ich habe einiges ausprobiert, manches hat geholfen, vieles nicht.

Diese Erfahrungen zu teilen, hilft vielleicht irgend jemandem, der auch auf der Suche ist nach dem Weg aus dem Nebel. Erfahrungen und Emotionen in Gedichtform – gut verständlich, gut nachzuvollzeihen. Vielleicht kann es so auch Angehörigen von Betroffenen helfen, besser zu verstehen, was los ist. Jede Erkrankung ist verschieden. Die Gedanken unterschiedlich. Aber vielleicht gibt es einen Ansatzpunkt. Ich hoffe es zumindest. Es ist ein neuer Nebelweg, den ich nun entlang gehe, in der Hoffnung nach Licht und Wärme.

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