Wege raus aus dem Dunkel
In 12 Tagen durch die Türkei – No Problem
In 12 Tagen durch die Türkei – No Problem

In 12 Tagen durch die Türkei – No Problem

„No Problem“ – so lässt sich unsere Türkeireise zusammenfassen. 2,5 Tage Istanbul, knappe 10 Tage mit dem Auto durch die Türkei, von Istanbul über Kappadokien, runter an die Küste, hoch nach Pamukkale, gen Westen an die Küste und nach Izmir zum Abflug.

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Istanbul

Istanbul  in 2,5 Tagen? Viel zu wenig Zeit, könnte man sagen, ausreichend ebenso. Es kommt wohl darauf an, was man will und sucht und braucht. Wir haben uns viele Sights angeguckt – von der Hagia Sophia, über die Basilica Cistern, die Blue Mosque, den Topkapi Palace bis hin zum Bazar. Wir haben auf der Überfahrt mit der Fähre Delfine am Mittag und die Skyline von Alt-Istanbul bei Sonnenuntergang gesehen. Haben viel Geld für die Besichtigung der Touristenattraktionen ausgegeben (hohe Eintrittspreise), uns eine Sim-Card für die Weiterreise gekauft, ein nettes Café gefunden, in dem wir morgens immer Nutella-Gözlem (eine Art Pfannkuchen) gegessen haben und haben die verschiedensten türkischen Süßigkeiten und Nachtische probiert.

Es gibt noch viel mehr zu entdecken, vor allem weniger touristische Seiten, aber uns war es wichtiger, dass wir alles in Ruhe machen, uns Zeit lassen – immerhin ist es Urlaub, kein Wettrennen.

Am Freitagmorgen haben wir dann den Shuttel zum Flughafen genommen, nach vielem Suchen endlich die Autovermittlung gefunden und „unser“ Auto eingesammelt, was alles problemlos geklappt hat. Dass vorne eine Teil des Autos bereits abfiel – „no problem“, es wurde angedrückt und fertig.

Autofahren

Autofahren in der Türkei ist easy. Ich muss zugeben, ich hatte eine Menge Vorurteile, von denen sich kein einziger bewahrheitet hat. Die Straßen – insbesondere natürlich die Mautstraßen, aber auch die anderen – waren relativ neu oder zumindest sahen sie so aus. Keine Löcher, keine Baustellen, easy zu fahren. Tempolimits stellen scheinbar nur Richtwerte dar – wenn irgendwo 50 dran steht, fährt man mit 70 schon langsam. Wenn dich jemand überholen will, aber den Eindruck hat, du schläfst ein wenig, wird kurz gehupt, damit man weiß, dass wer kommt. Wenn du Platz machst und wen vorbeilässt, wird sich mit einem kurzen Hupen bedankt. Sehr aufmerksam und freundlich. Auch in Städten, in denen mehr Verkehr herrschte, war das Fahren kein Thema. Zwar kann es vorkommen, dass man in einer langen Schlange an einer roten Ampel steht, jeweils nur eine Spur pro Richtung, und jemand hinter dir keine Lust mehr hat zu warten. Dann fährt er halt einfach auf der Gegenspur bis nach vorne, blockiert dabei freudig den Gegenverkehr und wartet, bis die eigene Ampel grün wird, um sich dann vorne einzureihen. Keiner hupt. Alle warten. Vollkommen entspannt. „No problem.“

Als wir dann mit deutlich stärker abfallenden Vorderteil das Auto an einer vollkommen anderen Station in einer anderen Stadt zurück gegeben haben, haben wir zwar kurz erklären müssen, dass diese Problematik schon vorher bestand, aber nach kurzer Skepsis und mangels Austauschmöglichkeit auf Englisch, war auch das nach kurzer Zeit: No problem.

Unterkünfte

Wir waren im April unterwegs, also noch vor der Hauptsaison. Das bedeutet, dass wir uns nie Sorgen um eine Unterkunft machen mussten – irgendwo wird schon etwas frei sein. Die Frage war maximal, wie teuer es werden würde, wobei auch das ein minimales Problem war, denn im Großen und Ganzen waren Hotels recht günstig. Wir haben immer in einem Doppel-/Twin-Zimmer geschlafen, mal mit, mal ohne Frühstück. Das Günstigste waren 16 Euro pro Nacht pro Zimmer, das Teuerste ca. 46 Euro. Easy. Gebucht haben wir alles sehr spontan: Gegen 17 oder 18 Uhr des jeweiligen Tages haben wir mal geguckt, was so in der Nähe angeboten wird und wie weit wir wohl noch fahren wollen. Dann haben wir es kurz online gebucht – fertig. Maximale Freiheit und Flexibilität.

Essen

Essen…. Das war etwas komplizierter. „No problem“ galt hier nicht. Zumindest dann nicht, wenn du kein Fleisch essen möchtest. Vieles ist mit Fleisch. Und wenn kein Fleisch, dann Käse. Und ehrlich gesagt: Ich kann auch nicht dauernd Käse essen. Aber irgendwann hatten wir den Dreh raus: Fladenbrot mit Nutella, perfekt für Unterwegs. Oder Gözlem mit Spinat oder Pilzen oder Kartoffeln. Frische Orangen und selbstgemachte Zitronenlimo sorgen für ausreichend Frisches. Türkischer Kaffee gibt ein wenig Schwung, wenn die Beine müde sind, und Tee gibt es natürlich an jeder Ecke zu Spottpreisen.


Ein typisch türkisches Frühstück in den Hotels bestand in der Regel aus: Oliven, Brot, Butter, Marmelade, Honig, Nutella, Käse, Wurst, Gurke, Tomate, gekochtem Ei und manchmal Pommes. Oder Börek. Hätte mir das vorher wer gesagt, ich hätte mit Sicherheit behauptet, die Pommes zum Frühstück esse ich nicht – spoiler allert: Doch. Und es schmeckt erstaunlich gut.

Leute

Über Leute und Kultur lässt sich nach diesem kurzen Aufenthalt wenig sagen, dafür waren wir zu sehr als Touristen in Touristengebieten unterwegs. Klar, die Städte, die von Tourismus leben unterscheiden sich von anderen: Istanbul und die Ecke um Antalya herum habe ich als unangenehm empfunden, da man von Verkäufern am laufenden Band bequatscht wurde. In anderen Städten, in denen viele Einheimische leben und sich keine Touristenhorden aufhalten, war es komplett anders: Zurückhaltend, aber hilfsbereit und sehr freundlich.

Wir wurden einmal von einem Ehepaar, das an einem See gecampt hat, spontan zum Essen eingeladen, einfach nur, weil sie uns gesehen haben. Sie konnten kaum englisch, wir kein türkisch, aber auch das war „no problem“. Ein anderes Mal haben wir beim Auschecken aus einem Hotel festgestellt, dass es unfassbar gut nach Essen riecht. Natürlich habe ich das direkt lautstark kundgetan, die Dame an der Rezeption hat das mitbekommen und mitgeteilt, dass sie und ihre Kollegin gerade ihr privates Mittagessen fertig hätten, ob wir was abhaben wollen? Ein Nein ist keine Option und so haben wir eine wahnsinnig leckere Linsensuppe zum Mittag erhalten.

In Pamukkale wiederum wollten wir uns die Kalksteinbecken ansehen, die Sonne schien, es waren über 30 Grad und die beiden Schlagen so lang, dass man bestimmt eine Stunde hätte warten müssen. In der prallen Sonne. Sämtliche Menschen standen vollkommen entspannt in kleinen Grüppchen und unterhielten sich – wir sind schon beim Anblick fast ausgerastet. Irgendwo behauptete dann plötzlich jemand, man könne mit einem Online-Ticket direkt durch. Kein offiziell dazugehöriger Mensch, einfach nur irgendwer. Egal, dachten wir, wir probieren es und sind an zwei ewig langen Schlange vorbei bis nach vorne gegangen, haben uns da mit reingedrängelt und kamen durch. Keiner hat gemeckert. Keiner hat sich beschwert. Ein paar Menschen haben es ebenso getan, die Mehrheit blieb entspannt in der Schlage. No problem.

Land

Ich war noch nie in der Türkei und hatte absolut keine Vorstellung, was mich erwarten wird und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt. Die Strecke von Istanbul  nach Kappadokien ist landschaftlich eher uninteressant, wenn man schöne, diverse und aufregende Landschaft erwartet. Dafür wird man mit Diversität in Kappadokien belohnt. Ein Salzsee, der mehr Salz enthält als das Tote Meer und im Sommer eine knall pinke Farbe annimmt. Verschieden Felsformationen, viele Felsenhäuser und -kirchen, eine komplette Burg in einem Felsen, Felssplitter in den Farben gelb, grün, rosé, verschiedene Underground-Cities, die man zum Teil besichtigen kann. Drei Tage, die nicht langweilig wurden. Ein wenig wandern, Felsformationen angucken und Tiere oder sonst irgendetwas in ihnen erkennen, Höhlen in Felsen angucken, durch super enge Gänge kriechen, das Farbenspiel der untergehenden Sonne im Rose und Red Valley bewundern, bei Sonnenaufgang zusehen, wie Heißluftballon über Heißluftballon sich aus dem grauen Schleier erhebt und über das Tal schwebt.

Ein paar Stunden weiter sieht es dann schon anders aus: 20 Grad wärmer, Strand und türkis-blaues, helles, klares Meer. Berge, die bis zum Wasser hinunter reichen. Steinstrände, Schwarze Strände, lange weiße Sandstrände. Alte griechische Ruinen, die irgendwo in Strandnähe oder in den Bergen stehen. Ein Berg, aus dem Feuer hervorlodert, weil Gas aus dem inneren entweicht und es sich an der Oberfläche entzündet. Eine Schildkröte, die auf einer Straße ohne ersichtliches Ziel umherirrt, ein Fuchs, der schnell im Gebüsch verschwindet. Ein Pelikanschwarm, der über unsere Köpfe hinwegzieht und eine Schar Schafe, die unseren Weg blockiert.

Wieder zurück gen Landesinneren landeten wir bei Kalkterassen, die zum Teil mit Wasser gefüllt sind und zusammen mit einer alten Ruinenstadt eine Touristenattraktion in der Türkei darstellen, was sich im Preis deutlich niederschlägt. Trotzdem hat sich ein Besuch gelohnt.

Die Westküste wiederum hat erneut mit Sandstränden und türkis-blauem Meer geprotzt. Kleine Ortschaften überall. Viele Einheimische, weniger ausländische Touristen.

Viel gesehen. Viel erlebt. Alles genossen.

No problem

Und nichts stellte ein Problem dar. Keiner war im Hotel an der Rezpetion? No problem, der Mensch vom Klamottenladen gegenüber hat der Café-Besitzerin auf der anderen Seite Bescheid gesagt, die irgendwo angerufen hat und nach 2 Minuten war der Hotelbesitzer da.

Im Auto leuchtet die „Engine“-Leuchte auf? No problem. Wagen abstellen, 3 Stunden durch einen Canyon wandern. Zurückkommen: Leuchte ist aus, geht die komplette Fahrt über nicht mehr an. Add-Blue ist leer? No problem, wir bekommen es an der Tankstelle direkt von jemandem nachgefüllt, müssen uns um nichts kümmern. Die Straße ist zu eng für zwei Autos? No problem: Irgendwer fährt sofort rückwärts – rückwärtsfahren kann ich jetzt.

Genauso entspannt funktioniert das gemeinsame Reisen: Klare Ansagen vereinfachen alles: „Ich bin drüber, kann nichts mehr entscheiden“ – also weiß die andere, dass sie dringend entscheiden muss, was gegessen wird, bevor es zu richtig schlechter Laune kommt. „Schlecht drauf, kein Grund“ – alles klar, hat nichts mit mir zu tun. „Brauch kurz Ruhe“ – easy, kurz Pause irgendwo. Kein Streit. Kein Problem.

Wir sind auf der gesamten Reise auf nichts gestoßen, was auch nur im Entferntesten an eine Schwierigkeit erinnern könnte. Ein rundherum entspannter Urlaub. No problem.

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Anmerkungen:
Text: April 2024.
Foto: Kristine und H 2024.

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