Ich schwebe, bin nicht hier.
Nicht bei dir und nicht bei mir.
Zwischen den Welten, ganz weit weg.
Zwischen allem – vom Nebel bedeckt.
Tränen kommen hoch, doch wollen nicht raus.
Übelkeit steigt auf, ich halt es kaum aus.
Schwindel legt sich über mein Gehirn,
Nebelschwaden – ich kann sie schon spür’n.
Ich will schreien, doch raus kommt kein Ton.
Streng’ mich an, was soll das, nun mach doch schon!!
Lass mich in Ruhe, denk ich, ich kann nicht mehr!
Lass mich in Ruhe, denk ich, ich will dich nicht mehr!
Doch du bleibst da, hart und unerbittlich.
Machst mein Leben anstrengend und schwierig.
Zeigst, was ich nicht sehen will.
Stehst leider einfach niemals still.
Bringst hervor ein Ich in mir,
das ich nicht sein will – nicht jetzt, nicht hier.
Es ist anders, als ich es gelernt habe zu sein.
Es ist anders, als mein äußere Schein.
Die Anspannung steigt, wird immer stärker.
Übelkeit, Herzrasen – Brust immer enger.
Nebel und Schwindel – bin ich noch hier?
Fühl mich weit weg, nicht mehr real in mir.
Schlaf ich, oder bin ich doch wach?
Zähle fleißig meine Finger nach,
nur um wirklich ganz sicher zu gehen.
Ja, es sind nicht 7, 8, sondern zehn.
Wo war ich eben?! Ich weiß es nicht.
Erinnerungen sind weg, verziehen sich.
Ich fühle mich leer und voll zugleich.
Will dich hier haben und Ruhe zeitgleich.
Find’ nicht zurück, obwohl ich’s probiere.
Chilli – irritiert, weil ich nichts spüre.
Scharfer Geruch – komm’ für ‘nen Moment zurück,
bevor der Nebel mich wieder niederdrückt.
Ich dachte, alles würde besser werden?
Doch komm’ ich mir vor, als stünd’ ich vor Scherben.
Tausend Einzelteile, ich selbst in Starre.
Wo anfangen!? Ich bleibe stehen, verharre.
„Konzentrier’ dich auf’s Hier – nur das ist wichtig!“
Ja klar, mag sein, dass das ist richtig,
doch führt es definitiv dazu,
dass ich nur egoistische Dinge tu’.
„Gesunder Egoismus – das ist doch viel wert!“
Na klar, nur was, wenn er sich zum krankhaften verkehrt?
Denn was genau soll „gesund“ denn schon heißen?!
Wie soll ich bitte den Unterschied begreifen!?
Kann ich ich selbst sein, wenn’s andre verletzt?
Oder lieber verstellen, alles aufgesetzt?!
Damit kommt man im Leben doch viel weiter.
Die Frage ist nur, macht mich das dann heiter?
Ich bin zerrissen, innerlich.
Wehre mich kämpfend ganz fürchterlich.
Denn die Angst ist groß, alleine zu sein.
Doch genau diese Angst engt mich zu oft ein.
Die Angst, was Neues mir zuzutrauen.
Noch einmal mein Leben von vorn aufzubauen.
Alles hinwerfen, starten bei Null.
Mit 33?!? Weiß nicht, was das soll.
Woher kommen bloß all diese Gedanken?
Die langsam in mein Bewusstsein wanken.
Oder manchmal auch stürzen – laut und grell.
Ich bin überfordert, zu schnell, ich zerschell’.
Zerreiße, zersplitter’ an dem Zwiespalt in mir.
An der ganzen Verantwortung im Jetzt und Hier.
An Anteilen, Wunsch und den Bedürfnissen,
Ängsten, Unsicherheit – mir geht es beschissen.
Deshalb kommt Nebel – er lullt mich warm ein.
Sorgt für Abstand zu meinem eigenen Sein.
Sorgt für Abspaltung und Derealisation.
Sorgt für ‘ne Auszeit vom aktiven Tun.
Ich wünschte, er würde langsam verschwinden
und ich mich mit meinem Leben abfinden.
Ohne Angst, Sorgen, sondern mit Mut.
Und dem Wissen, was mir wirklich gut tut!
Anmerkung
Text: Oktober 2021.
Foto: London 2021©Kristine.